29.03.2018

Downloads

Teilen

Grünes Papier – grüne Verpackungen

Einen alternativen Frischfaserzellstoff für die Papierherstellung verfügbar machen – das war die Grundidee des Projektes „Graspapier“. Die erste Anlage zur Herstellung von Graspapier steht auf dem Gelände der Papierfabrik Scheufelen an der Schwäbischen Alb. Dort wurde bis vor kurzem aus „grünem Zellstoff“ auch Wellpappenrohpapier unter der Marke „greenliner“ produziert; derzeit ruht die die Produktion, das Unternehmen wird von einem Insolvenzverwalter geführt. Das Graspapier besteht zu 50 Prozent aus dem neuartigen Frischfasermaterial auf Grasbasis und zu 50 Prozent aus Holzzellstoff, das heißt aus 100 Prozent nachwachsenden und recycelbaren, natürlich gewachsenen Rohstoffen.

 

„Wir haben aus fast allen Branchen ein überwältigendes Feedback bekommen, insbesondere von Unternehmen, die Wert auf Nachhaltigkeit legen“, sagt Horst Lamparter, Leiter Vertrieb und Marketing bei Scheufelen. So zum Beispiel von der REWE Group – sie nutzt als erster Lebensmittelhändler in Deutschland das neue Material für ihre Obstschalen: „Mit der Umstellung auf die Wellpappen-Verpackungen aus Graspapier testen wir nun in unseren rund 5.000 REWE- und Penny-Märkten, wie sich das Produkt in der Praxis bewährt und wie die Verbraucher diese Variante annehmen“, sagt Kristina Schütz, Pressesprecherin der REWE Group. „Den ersten Test haben wir mit Bio-Äpfeln gemacht. Bisher laufen die Versuche erfolgreich“, so Schütz weiter. In Zukunft werde die REWE Group daher bei allen relevanten Artikeln in ihrer Obst- und Gemüse-Saisonplanung überprüfen, ob sie Verpackungen aus Gras-Wellpappe einsetzen kann.

 

Doch dazu müsste der Papierhersteller liefern können. „Namhafte Kunden,  insbesondere aus der Lebensmittelbranche,  stehen Schlange, erwarten aber vor der Umstellung der derzeitigen Verpackungen die Investorenlösung“, sagt Insolvenzverwalter Tibor Braun. „Es wundert uns, dass keiner kommt, um sich diesen ökologischen Entwicklungsvorsprung zu sichern.“ Der Rechtsanwalt aus Stuttgart hat aber die Hoffnung, dass weitsichtige Investoren das Know-how für sich nutzen wollen und die Erfolgsgeschichte fortschreiben.

 

Ökologische Vorteile

Insgesamt unterscheidet sich die Herstellung von Graspapier technisch kaum von der normalen Papierherstellung. Allerdings sei bei der Herstellung des Fasermaterials aus Gras im Gegensatz zur Herstellung von Frischfaser-Zellstoff aus Holz der chemische „Aufkochprozess“ nicht erforderlich. Es finden vielmehr mechanische Prozesse statt, sodass der Wasserbedarf sinkt und Energie eingespart wird. „Wir setzen heute schon zur Hälfte Gras ein. Damit sparen wir einige tausend Liter Wasser und 50 Prozent Energie“, sagt Lamparter. Dieser verantwortungsvolle Umgang verstärkt die ohnehin schon großen ökologischen Vorteile von Papierverpackungen.

 

Die größte Herausforderung bei der Produktion mit dem neuen Fasermaterial bestand hauptsächlich darin, eine gute Bedruckbarkeit zu erzielen. „Dank unserer Streichtechnologien und intensiven Vorarbeiten im Bereich Forschung und Entwicklung konnten wir diese Herausforderung nach einigen Testläufen lösen“, erklärt Lamparter. Graspapier könne so nicht nur als Welle eingesetzt werden, sondern auch für die Außendecke und die Innendecke der Wellpappe. Dabei bestehen alle Lagen aus Gras-Wellpappenrohpapieren. „Sie sind somit genauso stabil wie andere Wellpappenrohpapiere und die Oberfläche kann auch hervorragend bedruckt werden.“

Kontakt